Ist es nicht immer wieder faszinierend, was es in unserer Sprache zu entdecken gibt, wenn wir nur genau hinschauen? Nehmen wir mal das Wort „Zuverlässigkeit“. Zu-verlassen steckt darin. Und wir fühlen uns also verlassen, wenn andere ihr Wort nicht halten. Wir haben ein schlechtes Gewissen, wenn wir un-zuverlässig sind. Da nützen weder Ausreden noch Schuldzuweisungen nach außen. Tief in uns drin spüren wir dann, dass wir eine Chance vertan haben, die beste Version von uns selbst zu sein. Wie viel Glück dagegen steckt in einer Handlung der Zuverlässigkeit?
Wir registrieren vielleicht die Erleichterung in anderen, wenn wir zuverlässig sind. Wir zeigen Mitgefühl und Zusammengehörigkeit. Wir demonstrieren Partnerschaft. Ganz praktisch mit Taten, statt nur mit Worten. Warum ist das so wichtig für uns? Warum gewinnen wir selbst so viel dadurch?
Vielleicht genießen wir die Anerkennung derer, denen gegenüber wir zuverlässig sind. Doch ich glaube, vielmehr noch ist es die Erfahrung, die wir selbst machen. Denn es sind zwei verschiedene Dinge, ob wir von uns denken und sagen, dass wir Werte haben, die uns wichtig sind, oder, ob wir die Erfahrung machen, diese Werte auch wirklich zu leben. Auch ganz eigennützig gesehen ist es also sinnvoll, sein Wort zu halten und zuverlässig zu sein. Doch ob wir es für andere tun oder für uns selbst – ein Gewinn ist es immer.